Teneriffa - Insel für Visionen
Impressionen von einer Insel im Atlantik gegenüber Afrika
War ich reif für die Insel? Vielleicht. Mich verschlug es aus 3 Gründen nach → Teneriffa - der Zufall bei der Suche nach einem Ort meiner ersten Auszeit (Erholungsurlaub) seit über 3 Jahren, berufliche Interessen und ein schon lange gehegter Wunsch nach einem Besuch im weltbesten Tiergarten (gemäß Internet-Umfrage unter Zoo-Besuchern weltweit im Jahr 2018), dem → Loro Parque.
Die Kanareninsel
Man sagt, nach dem sonnigen Teneriffa (300 Sonnentage) reisten früher die Mitteleuropäer auf der Suche nach Wärme. Mittlerweile sucht man hier die Abkühlung angesichts von Sommertemperaturen bis zu 40 Grad in Deutschland. Teneriffa hat vom Frühjahr bis zum Herbst im angenehmen Klima relativ gleichbleibende Temperaturen um die 26 Grad. Es können auch mal 30 Grad werden. Im Winter ist das Klima ebenfalls ausgeglichen, nur etwas kühler. Vor der Küste Westafrikas hat der Atlantik selbst im Januar und Februar noch 19° Celsius Wassertemperatur. Die Luftfeuchtigkeit ist angenehm und nicht so stark, wie auf den → Azoren.
Teneriffa - ca. 4000 Kilometer von Frankfurt (Main) entfernt - ist mit einer Ausdehnung von etwa 83 x 54 km die größte der zu Spanien gehörenden → Kanarischen Inseln. Die Insel hat 2 Gesichter. Der sonnigere, wärmere Süden zeigt sich in einer felsigen Landschaft vulkanischer Prägung vor der grandiosen Naturkulisse des höchsten Berges Spaniens, dem 3718 Meter hohen → Pico del Teide sowie einer bizarren Küsten- und Felslandschaft, in der vielerorts Bananen und andere tropische Früchte angebaut werden. Der Norden besitzt mehr einen tropischen Charakter mit üppigen Kiefern und Lorbeerwäldern, seltenen Pflanzen und Weinanbau.
Die Insel hat aber auch noch mehr zu bieten. Sandstrände, raue Klippen, Steilfelsen, wunderschöne Wälder teils inmitten von Lavafeldern, eine traumhafte Unterwasserwelt und Orte zum Sporttreiben sowie Erholen. Zum Teil macht sich der Massentourismus breit. Ich bevorzuge ruhige abgelegene Gegenden fern der Zivilisation. Auch das findet man auf Teneriffa. So werden einsame Fincas, die majestätisch über dem Ozean thronen, auch als Ferienhäuser für Reisende angeboten. Beispielhaft kann ich da die Fincas der (deutschsprachigen) sehr gastfreundlichen Familie → Stemann empfehlen.
Fotoimpressionen vom Atlantik
Ja - und mir war auch an Fotoexperimenten von dieser Insel gegenüber Afrika gelegen - so auch an neuen Erfahrungen im Fotografieren des nächtlichen Sternenhimmels. Ich erstellte unzählige Momentaufnahmen mit einer Vollformatkamera Sony A7 III (mit 35er Festbrennweite Zeiss FE1.4/35 und 300er Teleobjektiv Sony FE4.5-4.6/70-300) sowie teils mit der Kamera des Apple iPhone XS Max. Die Bilder entwickelte ich mit der Software Adobe Lightroom (in der Creative Cloud). Natürlich - Motive und Bildkomposition spielen eine entscheidende Rolle.
An dieser Stelle habe ich eine Galerie angefügt mit hochauflösenden Aufnahmen (6000px). Unzählige Aufnahmen nahm ich einfach nur zum Experimentieren vor. Übung macht den Meister. Nach geschätzten 200 Mond- und Sternaufnahmen nur an einem Abend, gab es vielleicht ein gutes Ergebnis, aber vor allem viele Erfahrungen. Die hier vorgestellten Bilder vermitteln einen kleinen Eindruck über die Insel im Atlantik.
Die nächsten Versuche für Mond- und Sternenaufnahmen werde ich mit dem Objektiv Sony SEL-200600G G Super-Telezoom Objektiv (200-600 mm, F5.6-6.3) und einem Telekonverter Sony SEL-20TC 2.0x (der das SEL-200-600 in ein SEL-400-1200 verwandelt) starten. Ich hoffe, mit den gewonnenen Erfahrungen bezüglich Belichtungszeit und Blende noch mehr eindrucksvolle Momente rauszuholen. Ein Ort mit minimalster Lichtverschmutzung, die u.a. eine Insel im Atlantik bietet, ist dabei empfehlenswert.
Loro Parque - jedes Jahr mit Millionenpublikum
Schließlich besuchte ich auch den Loro Parque. Mein Namensvetter → Wolfgang Kiessling (* 1937 in Gera) gründete den Park im Jahr 1994 als → Loro-Parque-Stiftung in → Puerto de la Cruz. Der Park ist ein Erlebnis für die ganze Familie. Viele Besucher und Einheimische gehen hier immer wiederkehrend oder gar täglich ein und aus.
Es heißt, der Park beschäftige mehr Botaniker als Mitarbeiter zur Tierpflege. Allein die umfassende botanische Attraktion ist sensationell und ein Erlebnis für jede Seele. Die gesamte Gestaltung des Parks ist außergewöhnlich. »Tiergarten« ist wahrlich auch die allertreffendste Bezeichnung für diesen Park. Hier erfahren insbesondere die Nachzucht von bedrohten Tierarten (besonders Papageienarten) die allerbesten und kontrollierten Bedingungen zur Aufzucht - wie in einem Kindergarten.
Mir wurde klar, dass es kein gewöhnlicher Tierpark ist. Herausragend und international gewürdigt ist die Tätigkeit des Parks zur zielgerichteten Arterhaltung bedrohter Tierarten. Großartige Erfolge erzielte man u.a. mit der weltweit größten Papagaien-Zucht, in der bedrohte Arten gezüchtet und u.a. im Urwald Brasilien erfolgreich wieder ausgewildert werden konnten. Es ist unglaublich bewegend, diese Erfolge hier hautnah erleben zu dürfen. Durch gezielte Auswilderungsaktionen trägt der Loro Parque zur Arterhaltung bei. Zuletzt wurden sechs Exemplare des → Lear-Ara’s in Brasilien ausgewildert. Auch dies wurde mit der Vergabe des o.g. Awards gewürdigt.
Ich hatte beruflich bisher mit diversen Max-Planck-Instituten (Forschungsinstituten) zu tun, aber in anderen wissenschaftlichen Sparten (Infrarot-, Nano-Halbleiter-Physik). Nun traf ich im Loro-Park eine Max-Planck-Forschungsstation für vergleichende Kognition. Hier werden nicht nur Vögel (Pinguine und Papageien), sondern auch diverse Affen und Delphine auf ihre verhaltenssteuernden Fähigkeiten bei der Verarbeitung von Informationen, insbesondere deren Intelligenz untersucht.
So nebenbei stellt sich mir schon die Frage, wie Menschen die Intelligenz von Tieren untersuchen können, wo sie doch selbst in grundlegenden globalen Fragen so wenig Intelligenz (Krieg und Frieden, Umwelterhaltung, Umgang mit Ressourcen, etc.) an den Tag legen. Die Wissenschaft steht eben auf der Seite der Vernunft oft ungehört von der Seite der Politik (der Machtsucht und Unvernunft der politischen Klasse?). Ich glaube, Wissen und Wissenschaft sollten entschieden mehr und wirksam der Masse der Menschen zugeführt werden - so wie es der Loro Parque vornimmt. Nur dann hat die Vernunft eine Chance.
Unvergesslich bleibt ein Besuch zu Mittag im Restaurant des Parks - direkt am Atlantik. Ich war dort namentlich angemeldet. Als ich mit meiner Ehefrau im Restaurant erschien, stand das Personal inklusive Chefkoch in Reih und Glied zu unserer Begrüßung da. Verwundert fragte ich, ob wir angemeldet seien. Und verwundert reagierte das Personal: “Sind sie Herr Wolfgang Kiessling - den erwarte man schließlich?” Ich konnte nur mit “Ja” antworten. Dann klärte es sich auf. Man hatte den gleichnamigen Gründer des Lor Parques erwartet. Ich musste sie enttäuschen. Trotzdem - in aller Höflichkeit wurden wir köstlich bewirtet.
Über den Wolken
Gern fahre ich mit dem Fahrrad mal eine → Extremtour. Und so hat es auch der höchste Berg Spaniens mir angetan - aber ohne Fahrrad. Mit Auto, Seilbahn und zu Fuß gelangte ich schließlich an den höchsten Gipfel der Insel - dem Vulkan Pico del Teide. Das Wetter bescherte uns klare Fernsicht. Es kann aber auch schnell passieren, dass sich der Gipfel in Wolken hüllt. An meinem Besuchstag lagen einige Wolkenschichten weit unter dem Gipfel und bildeten eine wunderbare Abwechslung im Gesamtpanorama.
Mit dem Fahrzeug ging es nahe der Küste startend über unendlich viele Serpentinen etwa eine Stunde bergauf. In einer Höhe von etwa 2200 Metern war Endstation für das Fahrzeug. Der Aufstieg auf den 3718 Meter hohen Gipfel begann bei Gluthitze und keinem Lüftchen. In dieser Höhe kann die Temperatur mal um Einiges höher sein, als an der Küste. Man sollte viel Wasser zu sich nehmen und sich vor der Sonneneinstrahlung schützen. Zwischen ca. 2400 und 3300 Meter Höhenlage gab es “Marscherleichterung” per Seilbahn. Den Rest bis zum obersten Gipfel gelangt man nur zu Fuß und mit Sondergenehmigung. Zu einem Seitenausblick unterhalb des Vulkangipfels kann man ohne Genehmigung wandern.
Dem Gipfel sagte ich auf Wiedersehen. Auf Teneriffa fand ich einen deutschen Einheimischen, der jährlich ein- bis zweimal den Gipfel komplett zu Fuß besteigt. Gern will er mit mir bei einem nächsten Aufenthalt den Gipfel besteigen. Allerdings bedeutet das eine halbjährliche Vorbereitungsphase - u.a. wegen der besonderen Genehmigung, die der Aufstieg auf den 3715 Meter hohen Gipfel erfordert.
Auf dem Atlantik
Da ich nun einmal am Atlantik war, wollte ich auch mit den Tümmlern eine Runde schwimmen. Natürlich ist das nur eine Wunschvorstellung. Ich nutzte aber die Chance, um Delphine mit einem Boot weit draußen auf dem Atlantik zu erleben. Am besten ist das möglich zwischen Teneriffa und der im Westen ca. 35 Kilometer entfernten Insel → La Gomera. Beim Schwimmtempo der Delfine ist es äußerst schwierig, die Bilder scharf zu bekommen. Was mich aber eigentlich erschütterte, waren die “Zeichnungen” auf dem Rücken eines dieser Tiere. Was ist ihm Schlimmes widerfahren? Das Muster deutet ggf. auf ein Fischernetz.
Zu einem Stop unseres Bootes konnte ich trotzdem etwas vom Schiff wegschwimmen. Da pfiff mich doch ein Afrikaner und Schiffshelfer zurück: „Hey Deutscher, come back!“ Ich fand es rührend, wie er sich um mich sorgte. Zu meiner Frau kommentierte ich das wie folgt: “Wenn sich doch die Europäer so um die ertrinkenden Afrikaner im Mittelmeer kümmern würden.”
Resümee
Man sollte seine kindlichen Visionen nie über Bord werfen und trotzdem gelegentlich FREI von allem Ballast der Welt nach neuen Visionen suchen. Dafür gibt es keine Altersbegrenzung. Der Atlantik und Teneriffa sind beste Orte dafür. Dort leiste ich mir diese Freiheit. Das geht umso mehr und erfolgreicher, wenn man ein Menschentyp ist, der sich nie Dogmen Anderer ans Knie binden wird.
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- Bildautor: Wolle Ing - Persönlichkeitsrecht & Überlassung » Foto-Service
Ein Gedanke zu „Teneriffa“
Hey - Wolfgang und Beate. Danke für die schönen Reiseerlebnisse und die beeindruckenden Bilder. Waren ja vor vielen Jahren mehrfach dort - aber die letzte Reise liegt schon 14 Jahre zurück - in der Zeit hat sich bestimmt viel verändert. Damals haben wir ja am Tete in 2200 m Höhe über 100 Thüringer Bratwürste gegrillt. Müssen wieder mal runter - mal sehen, wann? Ihr wisst ja, Rentner haben niemals Zeit. Quatsch - denn wir reisen ja relativ viel. Ursula und Harald