In der San Francisco Bay Area
Bericht und Fotogalerie aus dem Silicon Valley
Im Januar 2012 hatte ich beruflich im sonnigen → San Francisco in Kalifornien zu tun. Im Winter bei Temperatur um die 18 Grad rund um die City (wie man San Francisco umgangssprachlich nennt) gab es einige schöne Motive. In dieser Stadt hatte es mir eigentlich nur die → Golden Gate Bridge – dieses meisterliche Bauwerk - besonders angetan.
Was verbindet San Francisco mit dem Silikon?
Nun war ich doch gelandet im “Land der unbegrenzten Möglichkeiten”, in dem man eigene Kirchen gründen kann und über Alles erhaben ist. Oracle hat hier im Silikon-Tal ein Hauptquartier und andere der ernannten Großen, die im Visitenkartenformat in meine Hosentasche passen. Was soll’s. Eigentlich wollte ich hier erst als Rentner mal auftauchen, um den Highway 66 von Nord- bis Südamerika zu vermessen. Letzteres ist ein Traum von mir – und Träume sollte man haben.
Der Flug über 11 Stunden ging nördlich des Polarkreises entlang, dann über Grönland, Kanada und die schneebedeckten Rocky Montains entlang der Pazifikküste Richtung Süden. Vierhundert Kilometer südlich von hier liegt Hollywood – der Traum eines jeden schauspielernden Superstars.
Nach der Landung begann hier meine Tour mittels Mietauto auf einem der riesigen Highways. Aufpassen! Jeder fährt hier nach Belieben auf der Spur seines Vertrauens. Und ständig geht es in alle möglichen Richtungen ab. Ein Garmin-Navi ohne Fahrspurassistent taugt nichts. Auf gleichrangigen Kreuzungen fährt nicht Rechts vor Links, sondern wer zuerst da war. Rechts Abbiegen geht an roten Ampeln auch ohne Grün-Pfeil. Die Ampeln stehen hinter der Kreuzung und nicht davor(!).
Eine “abtrünnige” Deutsche ist mir begegnet – die Hotel-Chefin – aus Erlangen und vor 30 Jahren ausgewandert. Schön – zwischendurch auch mal deutsche Wörter zu hören. Die Deutsche hat sich gemäß dem amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zur Hotelinhaberin eines ganz luxuriösen Hotels hochgearbeitet. Geld ist hier Alles.
Es ist kein Klischee – die meisten Amerikaner haben an erster Stelle die Lebenseinstellung, für virtuelles Geld zu arbeiten. Im Durchschnitt arbeitet man hier, solange einem die Füße am Tag tragen. Urlaub nimmt man nur 1 Woche bis 10 Tage im Jahr. Ihre Feiertage und verlängerten Wochenenden haben die Amerikaner auch. Urlaub ist verpönt, solange man nicht im Ruhestand ist. Es heißt nicht Holiday, sondern man ist in Vacation, weil man gerade mal aufräumt. Aber, da kann nicht angeschafft werden. Geld und Vermögen – was auch immer damit gemeint ist – muss her.
Ansonsten sind die Amerikaner zumeist nett und im Übrigen auch ganz so, wie man es in amerikanischen Alltagsfilmen sieht. Gehört man zu den Betuchten, geht das so. Aber wehe dem, der durchfällt. Der American-Way-of-Life bietet ganz schnell böse Fallen. Dann geht es unter die Brücke – schneller, als man sich versieht. Wer will dann einem schon beistehen. Und Brücken gibt es hier genug. Wie sich die Bilder dann gleichen – wie in Europas Mitte. Auch hier gibt es sie – die Verdammten dieser Erde unter den Brücken mit den Schildern an der Brust “Help me!”.
Der Überfluss scheint hier aus allen Ecken und Enden zu quillen – zumindest wird es so nach außen deutlich, wenn man nicht unter die Brücken, hinter die Kulissen oder in ländliche Regionen schaut. Letztlich lebt das ganze System und auch der Einzelne nur auf Pump.
Die Straßen sind unendlich breit, die öffentlichen und Firmengebäude riesig groß. Meistens Alles in die Breite gezogen – vielleicht auch wegen der Erdbebengefahr. Meilenlange Brücken und viele Highways gibt es an allen Stellen der großen Bucht von San Francisco. Viel Sein, aber auch Schein überall.
Riesige vorgefertigte Gewerbegebiete, in denen da und dort eine Firma ihren Sitz hat. Das Hinweisschild “For Sale” ist ständig gegenwärtig. Unendlich lange Malls (Einkaufszentren) überall. Die sind auch meistens gut besucht – schließlich hat der Durchschnittsbürger zwischen fünf und zehn Kreditkarten. Zum Geldausgeben muss man keine Mäuse auf dem Konto haben. Virtuelle Welten schaffen die unbegrenzten Möglichkeiten.
An den Geschäften interessiert mich nur eins – ein Levis-Shop, vielleicht ein Outlet-Shop für besonders Günstiges. San Francisco ist die Heimstadt der Levis – oder “Liveis”, wie man hier sagt.
Nördlich der City und Golden Gate Bridge gibt es in Richtung Sacramento schöne traditionelle Weinanbaugebiete. Merkwürdige Sehenswürdigkeiten sind hier auch angesagt: Vom Zoo für bisexuelle Tiere bis hin zum (nach Guantanamo) berüchtigtsten Hochsicherheitsgefängnis der USA auf der Gefängnisinsel Alcatraz (in der Bucht der City). 1964 wurd es geschlossen. Später wurde es jahrelang von Indianern besetzt, die wiederum 1971 gewaltsam vertrieben wurden – nichts Neues im Westen. Bis heute hat sich Niemand für den Völkermord an Indianern entschuldigt.
Selbst das Steakhouse ist überdimensioniert. Darin ein riesiger Kamin – für was eigentlich – Winter gibt es hier nicht. Was gibt es zum Lunch? Natürlich – ein amerikanisches, blutendes Rindersteak. Die nette Bedienung versucht mir ganz dienstbeflissen noch alles Erdenkliche zum Steak zu verkaufen – vom Eistee bis zum Papierkorb für die benutzten Servietten. Geschäftssinn ist legitim – nicht nur in Amerika.
Am zweiten Aufenthaltstag ist es im Hotel morgens vier Uhr sehr leise. Ich konnte nicht mehr schlafen. Habe mich immer noch nicht an die neun Stunden Zeitverschiebung gewöhnt. Draußen hört man nur in regelmäßigen Abständen ein dunkles, tiefes Grollen der Motoren der übergroßen, PS-starken, spritaufsaugenden Geländewagen.
Das Hotel liegt im Süd-Westen der Bucht von San Francisco im Silicon Valley, dem Silikon-Tal. Moderne IT- und Halbleiter-Technologien nahmen hier ihren Anfang. Größtenteils Absolventen der örtlichen Stanford Universität und ehemalige Elektroniker begründeten hier unter anderem Firmen wie Intel, Google und Apple. Natürlich nahmen sie alle ihren Anfang ohne jegliche Mittel in abgewrackten Garagen.
Insgesamt scheint es hier an der Westküste etwas anders zuzugehen, als im Osten und Norden der USA. Hier ist man u. a. weniger dogmatisch. San Francisco ist angeblich die schönste Stadt der USA. Die Bevölkerung ist eine bunte Mischung. Von den Nationalitäten und Religionen dieser Welt ist hier wohl fast Alles vertreten.
Man versteht sich und lebt miteinander – gut so.
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